Nachhaltigkeit in Verbindung mit Finanzen ist bisher nicht so etabliert. Aber das wird sich bald ändern, denn wichtige internationale Organisationen, Lobbygruppen sowie nationale Regierungen und Behörden wollen das so. Sustainable Finance, das ist der englische Fachbegriff für das Thema, das hier behandelt wird, steht für einen grundlegenden Wandel in unserer Gesellschaft. Es ist sozusagen ein Social-Credit System für die Finanzwelt, das sich auf uns alle auswirken wird.
Für Sustainable Finance, was auf Deutsch „nachhaltige Finanzwirtschaft“ oder „nachhaltige Finanzierung“ bedeutet, gibt es keine feste Definition. Es ist nicht mal klar, wann diese Bezeichnung zum ersten Mal benutzt wurde. Aber es steht fest, dass dieser Begriff in der Finanzbranche ab Mitte der 2010er-Jahre bekannt war.
Im Allgemeinen meint Sustainable Finance alle Aktivitäten eines Finanzdienstleisters, die er auf nachhaltige Weise durchführt. Dabei gibt es drei Nachhaltigkeitskriterien, die im Englischen als „ESG“ abgekürzt werden: „E“ für „Environment“, „S“ für „Social“ und „G“ für „Governance“. Das erste Kriterium betrifft den Umweltschutz, das zweite die Einhaltung gewisser Standards für ein förderliches soziales Zusammenleben und das dritte beinhaltet eine umfassend nachhaltige Unternehmensführung.
Die Vereinten Nationen (UNO), das Welt Wirtschaftsforum (WEF), die Weltbank und andere globale Akteure haben den Diskurs um Sustainable Finance angestoßen. Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 wurden weltweit konkrete Schritte unternommen, um im Rahmen der Agenda 2030 und im Einklang mit den gesetzten Klimazielen möglichst rasch eine nachhaltige Finanzwirtschaft zu etablieren. China und die EU, insbesondere Frankreich und Deutschland, haben sich sofort an die Umsetzung gemacht. Viele Regularien für die Finanzmarktteilnehmer sind bereits beschlossen und umgesetzt, und viele weitere werden bald folgen.
Das Prinzip der nachhaltigen Finanzierung ist einfach: Wenn Du in Nachhaltigkeit investierst, wirst Du belohnt. Aber wenn Du dagegen verstößt, musst Du mit den Konsequenzen einer Deinvestition rechnen. Laut Angaben des WEF werden bereits heute etwa ein Drittel aller globalen Investitionen gemäß ESG-Kriterien getätigt – und dieser Anteil steigt weiter an. Aufgrund zunehmender Regulierung im Finanzsektor zugunsten von Sustainable Finance sowie dem immensen Bedarf an Investitionen für den Umbau hin zu einer sogenannten “Netto-Null-Gesellschaft” bis 2050 wird dieser Anteil zwangsläufig noch weiter steigen.
Als Investor solltest Du jedoch bedenken, dass diese Entwicklung nicht auf freie Marktkräfte zurückzuführen ist, sondern eher das Ergebnis staatlicher und überstaatlicher Intervention ist – gewissermaßen eine planwirtschaftliche Lenkung durch verschiedene Akteure.
Weiterhin haben die geopolitische Lage vor allem in der westlichen Hemisphäre (aufgrund des Ukraine-Konflikts, Sanktionen gegen Russland und andauernder Energiekrise) erhebliche Auswirkungen auf viele Volkswirtschaften. Daher ist es umso wichtiger für jeden klugen Investor, bei bestimmten Projekten gründliches Due Diligence, mit, ausreichend Weitblick durchzuführen, um keine bösen Überraschungen zu erleben.”
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